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Nein, ich habe mich jetzt nicht für Langstreckenläufe begeistert – aber ja, ich habe tatsächlich neue Laufschuhe! Und ich bin schon glücklich, wenn ich eine kleine Runde schaffe. Da muss man es ja nicht gleich mit 42 km übertreiben, oder?

Stattdessen habe ich am 2.11. in Frankfurt beim Hörertreffen des Fotopodcasts teilgenommen, und das war wirklich eine klasse Entscheidung. Ursprünglich passte es zwar gar nicht in meine Urlaubsplanung (Vorbereitung, Location, Timing) – aber nachdem der Zielort „spontan“ auf Frankfurt umgelegt wurde und ich mit meinem Junior am Ende der Herbstferienwoche dann doch in der Nähe von Würzburg war, hat alles perfekt zusammengepasst.

Neufi und Michael vom FPC-Team hatten einen kleinen Fotomarathon für uns organisiert und schickten uns auf eine Tour durch die Bahnhofsgegend – eine geniale Idee! Da ich von 1996 bis 2000 in Frankfurt gearbeitet habe, kenne ich Mainhatten ja ein bisschen. Trotzdem habe ich mich mit einem echten Local Guide (aka Vivien) zusammengetan, um die Stadt mal wieder neu zu entdecken und uns durch die Straßen treiben zu lassen. Dabei sind wir auch an einem meiner Highlight-Orte in Frankfurt vorbeigekommen: Der Kleinmarkthale und der Buchhandlung Walther König – zum Glück habe ich nie einen großen Rucksack dabei, wenn ich hier vorbeikomme… Die vier Aufgaben zu lösen, hat richtig Spaß gemacht und ich hatte eine tolle Möglichkeit mit Vivien zu quatschen!

Frankfurt – Hot Frankfurt – Spiegelung Frankfurt – Überragend Frankfurt – Street in Motion

Interessant war definitiv der Zwischenstopp am Main, wo wir das wunderschöne Panorama von Mainhatten der alten Mainbrücke einfangen wollten. Wollten – weil die Blaue Stunde hatte sich elegant hinter grauen Wolken versteckt. Auch ist eine Brücke für Langzeitbelichtungen wenig ideal (bei jedem vorbeifahrenden Auto gab es heftige Erschütterungen!), hatten alle ihren Spaß und erstaunlich viele Menschen blieben stehen und wissen wollten, was wir hier mit den ganzen Stativen auf der Brücke machen würden. Erst am Mainufer selbst wurde der Boden ruhiger für ordentliche Langzeitbelichtungen und Lightpainting. Als notorischer Stativ-Verweigerer habe ich hier dann die Chance genutzt, mich ein bisschen mit den anderen auszutauschen und die Atmosphäre zu genießen.

Zum Abschluss sind wir dann in Sachsenhausen versumpft und haben bei einem Äppler den Abend ausklingen lassen. Es war einfach großartig, neben ein paar netten Frankfurt-Schnappschüssen auch gutes Essen, klasse Gespräche und eine Menge Spaß zu haben – auch wenn die Lautstärke im Restaurant für mich schon fast an der Grenze war. 

Was für mich wirklich hängen bleibt, ist das Gefühl der Verbundenheit: Wie schön es ist, sich mit Menschen zu treffen, eine gemeinsame Foto-Idee zu verfolgen und die Leidenschaft zu teilen. Ich freue mich jedes Mal wieder riesig, das FPC-Team und die Hörer zu sehen. Nächster Treffpunkt: die Burg!

Es war wirklich wunderbar, mal wieder in Frankfurt gewesen zu sein. Die Zeit in der Stadt und mit den anderen Fotonerds ging natürlich viel zu schnell vorbei – aber solche Erlebnisse machen einfach Lust auf mehr!

Alle Bilder mal wieder #jpegonly #sooc und mit #fujirezept Kodak #tri-x-400

https://shashindo.de/frankfurt-marathon/

Fragt mich bitte nicht, warum ich jetzt an Zarah Leander denken muss – aber wenn ihr den Ohrwurm jetzt schon mal im Kopf habt:

Kann denn JPEG Sünde sein?
Darf es niemand wissen,
wenn man nicht RAW’t,
wenn man einfach JPEG macht?
Vor Glück?
Kann das wirklich Sünde sein,
wenn man immerzu an JPEG Rezepte denkt,
wenn man auf einmal für Fujifilm brennt?
Vor Glück?

Frei nach Kann denn Liebe Sünde sein aus dem Film Der Blaufuchs, 1938, Zarah Leander mit Odeon-Künstler-Orchester, Dirigent: Lothar Brühne, Odeon

Den Rest spare ich euch mal, ich glaube ihr habt verstanden worum es mir geht. 😀 

Die unbekümmerte JPEG Zeit:

Mit meiner ersten „Digitalkamera“ von Kodak (1998), gab es nur JPEG. Auch später 2005 mit der Canon IXUS 30 konnte man nur JPEG verwenden. Als ich dann vor vielen vielen Jahren angefangen habe etwas ernsthafter mit meiner Pentax K10D zu fotografieren, da habe ich auch in JPEG angefangen. Das war 2008.

Die RAW-Pubertät

Solange, bis mir zwei Podcaster erzählt haben, dass man in RAW fotografieren muss. Muss!
Also habe ich angefangen anstelle mit Photoshop Elements dann mit Lightroom 2 meine DNGs aus der Pentax zu entwickeln und mich da über die Jahre hinweg tief in Lightroom eingearbeitet. Ich habe sogar LR Kurse an der VHS gegeben. Also ganz tief…

Naturschutzgebiet Truppenübungsplatz Landshut | Fujifilm X-Pro3 | Kodak Porta 400

Der Vollformatfrust

Irgendwann habe ich über die Zeit die Lust am fotografieren verloren. Das lag an der familiären Situation, an der (großen) Kamera und am Zeitaufwand für die Verwaltung und Nachberabeitung der Bilder. Die dicke Nikon D600 mit dem fetten 28-70/2.8 lag im Kinderwagen gaaaanz unten und ist eigentlich nicht mehr rausgekommen. Zu groß, zu schwer, insgesamt zu unpraktisch. Und das iPhone wurde von Jahr zu Jahr als Kamera auch immer besser und besser. 
Mit der Panasonic Lumix GM5 & GX8 wurde es ein bisschen besser, die Kameras waren nett klein, die (Festbrennweiten-)Objektive schnuckelig und alles hat wieder in eine kleine Tasche gepasst. Aber noch immer viel Zeitaufwand! Zumal die JPGs der Panasonic nur so la-la waren und im Low-Light Bereich man kräftig gegen das RAW treten musste um die Nachteile des kleinen Sensors auszugleichen.

Panzerwaschanlage – Naturschutzgebiet Truppenübungsplatz Landshut | Fujifilm X-Pro3 | Kodak Porta 400

Der Analog-Ausflug

Zwischendrin habe ich auch ein wenig analog fotografiert, die Nikon F-Serie hatte mich voll angefixt, das 20mm/2,8 Objektiv war wie festgerostet und ein paar Filme wurden bei einem Labor entwickelt und für mich gescannt. Aber der Gesamtprozess mit Film vollmachen, einsenden, warten und Scans erhalten war nicht das was mich zufrieden gestellt hat. Das hat alles viel zu lange gedauert – noch länger als RAWs durch Lightroom zu schubsen. 

Panzerwaschanlage – Naturschutzgebiet Truppenübungsplatz Landshut | Fujifilm X-Pro3 | Kodak Porta 400

Der Fudschihimmel

Dann hatte ich ein unmoralisches Angebot für eine Fujifilm X-Pro2 Graphit erhalten. Ein Neubeginn.  
Mit der X-Pro2 wurde es viel besser, die Kamera hatte mehr „Sex“ und ich hatte wieder richtig Lust die Kamera in die Hand zu nehmen – aber ich war noch immer im RAW-RAW-Land gefangen. 

Panzerwaschanlage – Naturschutzgebiet Truppenübungsplatz Landshut | Fujifilm X-Pro3 | Kodak Porta 400

Das JPEG-Revival 

Irgendwann kam dann ein anderer Podcaster um die Ecke und meinte: Man kann in RAW arbeiten und JPEG ist gut genug! Vor allem mit den Fujifilm Kameras. „Der spinnt doch“ hab ich gedacht und mich doch auf das Experiment eingelassen! 
So habe ich mich langsam an meine JPEG-Fotografie rangearbeitet. Habe JPEG Rezepte ausprobiert, die Vorteile kennengelernt und die Nachteile erfahren.
Der Nachteil zB., dass ein auf „altes Polaroid“ entwickeltes Bild aus dem Urlaub nicht unbedingt den Moment wiedergibt, den meine Frau erlebt hat. Unser Urlaub 2020 war nach Meinung meiner Frau eher 1980 – und es hat ihr nicht gefallen.
Inzwischen nutze ich weniger ausgefallene JPEG Rezepte für den Urlaub – sobald ich aber für mich selbst arbeite, dann darf es gerne etwas „anders“ werden. Kodak Tri-X 400 (im 1:1 Format) und Kodak Porta 400 (warm) sind mein Favoriten, wenn ich für mich alleine unterwegs bin.
Die Entwicklung der JPEGs ist idR nicht notwendig, meistens verwende ich das JPEG so wie es aus der Kamera kommt. Selten passe ich hier nochmals die Belichtung an (da bin ich mit der Fuji und dem EVF nicht immer glücklich). Ich richte (meistens) nicht mal den Horizont aus oder korrigiere stürzende Linien. Treat it like film! 
Man kann also auch „nur“ JPEG machen. 

Naturschutzgebiet Truppenübungsplatz Landshut | Fujifilm X-Pro3 | Kodak Porta 400

Der ZEN-Moment

JPEG only zu arbeiten ist für mich ein bisschen wie analog zu fotografieren. Direkt, ungefiltert, sehr intuitiv und nur für mich. 
Neben den RAW Nachteilen wir Plattenplatz, Zeitaufwand zur Entwicklung, tagesabhängige RAW Entwicklungen und Hyperperfektion überwiegen einfach die mannigfaltigen Vorteile von #iShootJPEG oder #SooC einfach. Es hat sich eine gewisse Leichtigkeit in meinen Foto-Workflow eingeschlichen. Einfach eine Filmsimulation einlegen, meine Welt fotografieren und am Ende die fertigen Bilder in Lightroom laden und im „Kontaktabzug“ aussortieren. Manche Bilder inspirieren mich dann zu einem Text. Fertig.

Naturschutzgebiet Truppenübungsplatz Landshut | Fujifilm X-Pro3 | Kodak Porta 400

Eigenbild und Fremdbild

Was mich aber wirklich wirklich nervt ist das Unverständnis anderer (Profi-)Fotografen, die es nicht nachvollziehen wollen (oder können?), warum ich #jpegonly arbeite und es nicht verstehen, dass ein JPEG im Stil eines Kodak Tri-X 400 eigentlich genau das was ICH brauche. 
Es ist das Beste aus allen Welten für mich. Es kombiniert einen persönlichen Bildlook mit einer direkten ungefilterten Arbeit. Sie zwingt mich direkt richtig(er) zu arbeiten und nicht mit dem Gedanken „I will fix it later in RAW“ abzudrücken.
Daher sind die klassischen Kommentare zu meinen Bildern wie „Das rauscht aber arg…“ (=Korn Simulation) oder „…der Horizont ist schief!“ sowie „Die Linien stürzen!“ (= 1:1 Bild aus der Kamera ohne Nachbearbeitung) ein Hinweis auf eine unbekannte Methode der Fotografie: Ganz PUR ohne Nachbearbeitung!
Warum kann man ein Bild nicht nach seiner Bildaussage, nach der Story, dem transportieren Gefühl und den Emotionen beurteilen anstelle nach dem perfekten Horizont? Ist Schärfe oder der perfekte Weißabgleich das wichtigste Kriterium für ein gutes Bild?
Für meinen Geschmack sind wir aktuell wieder mal zu sehr in der Bildtechnikbewertung und zu wenig in der Bildinterpretation. Ich würde mir gerne mehr Feedback zu den Geschichten und Emotionen meiner Bilder wünschen und weniger Kommentare zu Korn und Horizont. 

Naturschutzgebiet Truppenübungsplatz Landshut | Fujifilm X-Pro3 | Kodak Porta 400

Auftrags-Backup

Gibt es bei mir noch RAW? Ja! Als Backup. Und für „Aufträge“. Wobei ich das Backup zu 99,9% nicht nutze und nur bei Auftragsarbeiten (idR Portraits) einfach auf Velvia schalte und dann mit den RAWs arbeite. Lightroom ist inzwischen sehr sehr mächtig geworden und ich muss mich jedes Mal wieder ein wenig „eingrooven“ damit ich dann ein gutes Ergebnis abliefern kann. Es ist aber auch schon vorgekommen, dass ich mit dem JPEG direkt aus der Kamera zur Kundin gekommen bin und strahlende Augen gesehen habe. Auch das geht also mit JPEG only.

P.S.: Die Bilder dieses Artikels entstanden bei einem Ausflug/Wanderung nach Landshut zum ehemaligen Standortübungsplatz Landshut mit Isarleite. Natürlich SooC/JPEG only mit Kodak Porta 400.

Nachtrag: Am 11. Mai 2024 habe ich einen Vortrag hierzu gehalten. Ich habe beobachten müssen, dass ein Bericht über meine Sichtweise und meine Erfahrungen nicht bei allen Teilnehmern als dieses aufgefasst wurde. Ich möchte hier nicht “missionieren”. Es ist mein Weg. Mein Fotografie-Weg. Sonst nix.

JPEG-Fotografie

https://shashindo.de/kann-den-jpg-suende-sein/